Bedeutung

Bericht über das Sozialprojekt „Marscri Saranaseva Nivahana“ von Gitti Lang

 

„Es ist das Paradies – wahrlich, es ist das Paradies!“
Diese Worte soll Hermann Hesse ausgerufen haben, als er die Insel Sri Lanka das erste Mal vom Schiff aus gesehen hat. Und dieses Land scheint wirklich das Paradies zu sein, mit dem blauen Meer, den ewiglangen Sandstränden, den freundlichen Menschen.

Und doch ist diese kleine Insel geprägt von Armut und Not. Mehr als 25 Jahren tobte ein nicht endenwollender Bürgerkrieg zwischen zwei Volksgruppen, den Singhalesen, die die Mehrheit der Bevölkerung ausmachen, und den Tamilen, die einen Teil der Insel im Norden für sich beanspruchen.

Es ist ein Land voll von alten Kulturgütern, die auf eine lange Geschichte verweisen, aber auch ein Land, wo die fast 500 Jahre dauernde Kolonialzeit ihre Spuren hinterlassen hat.

Sri Lanka – die Perle im indischen Ozean oder eine Träne, die von Indien herabfällt?

Ich möchte von einem Teil der Insel berichten, von ein paar Menschen, die ich kennengelernt habe.

 

Ca. 50 km südlich der Hauptstadt Colombo lebt eine Frau, Mrs. Rita Perera .

Diese bemerkenswerte Frau möchte ich hier vorstellen.

Um ihre Trauer nach dem Tod ihres Mannes Marcus zu überwinden, begann sie 1983, Menschen im nahe liegenden Hospital zu besuchen und zu betreuen.

Später kam einer dieser Patienten zu ihr, als er entlassen wurde und kein Zuhause hatte. Mrs Rita gab ihm Unterkunft und sorgte für ihn.

Im Lauf der Zeit kamen immer mehr Menschen zu Mrs. Rita und sie nahm alle auf. Im Hof ihres Grundstückes baute sie ein einfaches Haus, in dem diejenigen, die kein Dach über dem Kopf hatten, schlafen konnten. Mrs. Rita widmete fortan ihr Leben der Betreuung der Menschen, die krank, behindert oder alt waren.

Mrs. Rita selbst ist strenggläubige Katholikin und doch nahm sie alle Menschen auf, egal welcher Religion diese angehörten. Sie nannte das, was hier zu wachsen begann, „Marcsri Saranaseva“ – eine Kombination aus Marcus und Rita.

Die damals relativ reiche Frau übergab alles der Diözese und ein Priester – Fr Julian Tissera – leitet seither das Projekt zusammen mit Mrs Rita.

Im April 1986 wurde ein neugeborenes Baby nach Marcsri gebracht, das man vor einer Kirche gefunden hatte. Die bescheidene Frau sagt dazu: „I never thought to take children, because I thought it would be too much responsibility. But that day was my birthday, so I thought this baby was my birthday present and I accepted her“. Und viele andere Kinder wurden danach aufgenommen, sodass im Waisenhaus eine Zeit lang 99 Kinder lebten.

Der Andrang der Menschen, die in Marcsri Aufnahme suchen, ist groß, eine soziale Absicherung wie in Österreich gibt es für viele nicht.

Die Betreuung wird von Helferinnen, jungen Mädchen und Frauen geleistet, die für geringes Taschengeld hier arbeiten und mitleben.

Ich besuchte das Projekt vier Mal, um dort eine Zeit lang mitzuleben.

Es ist immer wieder faszinierend für mich zu sehen, wie das Leben dort, trotz Armut und Not, gestaltet wird. Die Menschen, die dort leben, genießen die Abwechslung, wenn Besuch da ist und jemand Zeit hat.

Die Helferinnen haben so viel Arbeit zu leisten, dass von einer Betreuung der Menschen keine Rede sein kann.  

Auch wenn unsere Besuche nichts an der Armut ändern können, so scheint es mir doch wichtig, persönlich Kontakt zu pflegen.